Langjährige Erfahrung und Kompetenz
Wir sind ein modernes soziales Dienstleitungsunternehmen mit mehr als 15 Jahren Erfahrung in der Beatmungspflege. Unser Schwerpunkt liegt auf der ambulanten Intensivfachpflege. Wir sind spezialisiert auf die außerklinische Intensiv- und Beatmungspflege von Kindern und Erwachsenen. Unsere Klientinnen und Klienten leben unter anderem mit ALS, COPD, Tetraplegiker oder neuromuskulären Erkrankungen.
Unser Team setzt sich aus vielseitigen Fachgebieten zusammen:
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examinierte Pflegefachkräfte in der Anästhesie- und Intensivpflege
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examinierte Pflegefachkräfte mit Zusatzqualifikationen in der Heimbeatmung
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Atemtherapeut/ in
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Schmerztherapeut/ in
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palliativ-pflegerische Betreuung
Wir sind Mitglied im Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen e.V.
Interview mit Jutta Janicki, Pflegedienstleitung
"Wir sind die graue Eminenz"
Frau Janicki, sie bezeichnen Ihre Kolleginnen und Kollegen und auch sich selbst als die „graue Eminenz“ Ihrer Patientinnen und Patienten. Was genau meinen Sie damit?
Dass wir im Hintergrund sind. Wir sind zwar diejenigen, auf die die Patientinnen und Patienten angewiesen sind, aber das soll man nicht so sehen. Es ist besser, wenn wir als graue Eminenz im Hintergrund bleiben und den Menschen ihr Leben lassen und ihre Privatsphäre und nur einschreiten, wenn wir das medizinisch müssen.
„Unsere Rolle ist, das tägliche Leben zu ermöglichen,
aber nicht, es zu beeinflussen.“
Das heißt also, Sie werden, obwohl Ihre Mitarbeitenden oftmals rundum die Uhr da sind, nicht Teil der Familie?
Jein! Das ist eine Problematik, die wir immer wieder sehen. In der 24-Stunden-1:1-Betreuung werden wir von den Angehörigen oft adoptiert, ja, automatisch. Weil das einfach passiert, wenn wir über Jahre hinweg bei Patienten sind. Dass wir integriert werden in die Familie, dass wir aufgenommen werden von der Familie. Aber trotzdem sollte man wissen, dass wir der Leistungserbringer sind und nicht das Familienmitglied.
Wir spielen zwar im täglichen Leben eine Rolle, ja, um das tägliche Leben zu ermöglichen, aber nicht um es zu beeinflussen. Das ist nicht so einfach. Das ist der Nachteil, sag ich jetzt mal der 1:1 Pflege, dass wir leider auch nicht nur im Mittelpunkt stehen für die medizinische Versorgung, sondern leider auch im Mittelpunkt der Privatsphäre dieser Familie, im Ablauf, im Nachtgeschehen, im Tagesgeschehen. Da muss man mit umgehen können und einen gewissen Abstand halten - für beide Seiten einen gesunden Abstand und das ist oft schwer. Weil oft sind wir dann beim Du. Ich bin Jutta, ich bin Michaela. Es gibt kaum Nachnamen in der 1:1-Beatmung.
Ich kann auch nicht zu 100 Prozent einem Mitarbeiter garantieren, hier kommst her zu dem Patienten und seinen Angehörigen und da ist Friede, Freude, Eierkuchen. Es gibt kein Friede, Freude, Eierkuchen, wenn mehrere Menschen in Kooperation und Koordination zusammenarbeiten, miteinander leben, da kann es kein Friede, Freude, Eierkuchen geben. Somit sind wir auch dabei, wenn es in der Familie mal Knatsch gibt.
Sie sagen, Ihr Team ist Fluch und Segen zugleich für den Pflegebedürftigen und seine Familie. Sind nicht alle dankbar für Ihre Anwesenheit?
Einerseits weiß der Angehörige und der Patient, dass sie auf uns angewiesen sind, das ist sozusagen der Fluch. Doch wenn wir nicht da wären, dann haben sie Angst und sagen sich somit, naja gut, ich muss das hier durchmachen, ich muss jemandem in meinem Haus wohnen lassen, mitlaufen lassen, ich muss den ganzen Tag in Begleitung sein. Das ist so der Fluch.
Doch wir sind auch der Segen. Ah ja, Gott sei Dank ist jemand da. Ich würde das alleine mit meinem Angehörigen, zu pflegenden Angehörigen nicht schaffen und hätte Angst. Und natürlich haben Angehörige wie jeder andere Mensch auch mal gute und mal schlechte Tage. Da muss man so kulant sein und sagen, okay, man hat nicht jeden Tag einen guten Tag. Man muss diese Akzeptanz und Toleranz dann einfach finden und sich sagen, ich nehme es nicht persönlich. Oder wenn der Angehörige was anderes will, als eigentlich gut wäre medizinisch gesehen oder es nicht befürwortet oder bedenklich findet. Und man selbst aber von der Ausbildung her weiß, was wir jetzt machen ist richtig. Reden wir mal über ganz normale Sachen wie endotracheales Absaugen: Der Angehörige sagt, den muss man absaugen, den muss man absaugen, der röchelt. Und ich sage, ne das muss man nicht, das ist Sekret. Das wird bewegt beim Atmen und das hört sich so an, wir können nicht alle 5 Minuten absaugen, weil wir befördern dann noch mehr Trachealsekret. Das wäre mehr Minus als Plus.
„Wir haben Patienten, die kommunizieren nur mit ihrer Mimik. Also man sieht
an der Mimik, ob was in Ordnung ist oder nicht. “
Sind die Patienten ansprechbar oder teils auch im Wachkoma?
Alle unsere aktuellen Patienten sind kommunikativ. Wir haben Patienten, die auf ihre Weise kommunikativ sind. Wir haben Patienten, die kommunizieren nur mit ihrer Mimik. Also man sieht an der Mimik, ob was in Ordnung ist oder nicht.
Pflegefachkräfte sind oft im Stress, haben oft nicht genug Zeit für die Patienten. Bei den Pflegefachkräften Ihres Dienstes ist es genau anders herum: ein wesentlicher Teil der Arbeitszeit sind Bereitschaftszeiten, welche Ihr Personal beim Patienten verbringt ohne etwas direkt machen zu müssen. Wie werden diese vergütet und was macht das Personal in dieser Zeit?
Wir haben im Durchschnitt im Tagdienst 30 bis 40 Prozent Bereitschaftszeit. Kein direktes Arbeiten, kein Tun, keine Tätigkeit, also nur eine Anwesenheit. Diese Zeit wird selbstverständlich voll vergütet. Mitarbeitende lesen dann zum Beispiel.
In der Nacht ist das viel höher. Da reden wir von 70 bis 80 Prozent Bereitschaftszeit, welche ebenfalls voll vergütet wird. Denn dann schläft der Patient ja. Man selbst muss in dieser Bereitschaftszeit voll ansprechbar sein. Das heißt, sollte die Beatmungsmaschine piepsen oder der Patient etwas brauchen, muss man unmittelbar am Patientenbett stehen. Wir reden von einer Bereitschaftszeit im wachen Zustand.
Wobei jetzt kommt das ganz lustige: manchmal morgens, wenn die Angehörigen kommen, man hat Nachtdienst gehabt, fragen sie einen: “Haben Sie gut geschlafen?”. Diese Frage kommt oft. Dann sage ich „Bitte was?“ Ja, aber das kommt automatisch. Das muss man dann mit einem lachenden und einem bedenklichen Auge hinnehmen.
Wenn jemand bei Ihnen Vollzeit arbeitet, wie viele Tage sind das dann pro Woche? Und wie ist es, wenn jemand z.B. eine 50-Prozent-Stelle hat?
Zwischen drei und fünf Tage bei einer Vollzeitstelle. Wir haben Einsatzzeiten, die dauern tagsüber zwischen 6 und 12 Stunden, das ist ganz individuell. In der Nacht sind es fast immer 10 bis 12 Stunden. Wir haben ein Zweischicht- und ein Dreischicht-System.
Bei einer 50% Stelle hat die Mitarbeiterin bzw. der Mitarbeiter zwei bis drei Dienste pro Woche. Jedes zweite Wochenende hat man Dienst im Wechsel mit frei.
Inwieweit können individuelle Wünsche bei der Schichtplanung berücksichtigt werden?
Bei der Schichtplanung werden die individuellen Wünsche meistens mit dem Team vor Ort besprochen. Tauschen, also Diensttausch, ist innerhalb eines Monats kein Problem. Wünsche zur Schichtplanung müssen frühzeitig angegeben werden und werden zu 98% umgesetzt. Der Dienstplan steht 6 Wochen im Voraus fest.
Wie groß ist das Team Ihres Pflegedienstes?
Der Pflegedienst hat aktuell 43 Mitarbeiter. Ein Teil im Büro und ein Teil in der Pflege. Genau gesagt sind es 40 in der Pflege und 3 im Büro.
Pro Patient gibt es ein festes Team. Wie viele Mitarbeiter hat so ein Team?
Zwischen 3 und 6 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, in Teilzeit, Vollzeit oder als Aushilfe.
Und sind das feste Teams?
Ja, wobei es möglich ist, dass ein Mitarbeiter ein Springer ist und zwei Patienten versorgt. Das ist abhängig vom Mitarbeiter, was der sich wünscht. Ob er einen Patienten möchte oder zwei.
Wie ist die Bezahlung, welche Zuschläge gibt es und welche Zusatzleistungen?
Es ist die ortsübliche, regionale Bezahlung, die gesetzlich vorgeschrieben ist. Mir ist wichtig, dass wir eine ordentliche und leistungsgerechte Bezahlung haben und es gibt natürlich Sonn-, Feiertags- und Nachtzuschläge sowie Doppelzuschläge.
Und Zusatzleistungen: so übernehmen wir die Beiträge für eine betriebliche private Krankenversicherung, welche bis zu 1.500 Euro an Leistungen pro Jahr übernimmt, also z.B. Rezeptgebühren, Zahnersatz, Brillen, KG-Gebühren, alles was man von der Krankenkasse nicht bezahlt bekommt.
Zudem wird ein monatlicher Freibetrag für Sachbezug von 50 Euro auf eine persönliche VISA-Karte gebucht. Dann gibt es einen Verpflegungsmehraufwand (VMA) für den Tagdienst ab 9 Stunden, 14 Euro pro Dienst. Dazu kommen Pendlerpauschale, Pauschale für Rufbereitschaft, Pauschale für Springer, Vergütung für Teamleitung und Fahrtkostenerstattung. Bei uns kann man übrigens auch ohne Führerschein arbeiten, dann betreut man nur Patienten, welche mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar sind.
Und wie werden Patienten auf Ihren Pflegedienst aufmerksam?
Direkt durch Krankenhäuser oder Hausärzte. Ganz viel auch über Empfehlungen.
„Das sollte immer das Ziel sein, dass man ohne uns leben kann“.
Ihr Pflegedienst ist auch darauf spezialisiert, wenn immer möglich, Patienten von der Beatmung zu entwöhnen. Wie sind hier die Chancen und wie kann man sich das vorstellen?
Es kommt immer auf die Diagnose an, die Diagnose muss eine Weaning-Bereitschaft haben, also dass der Patient geweant werden kann und dekanüliert werden kann. Das wird mit den Ärzten und Kliniken für den Patienten speziell als Therapie so angesetzt. Das sollte immer das Ziel bei Beatmung oder Tracheostoma sein, wenn das diagnostisch irgendwie möglich ist, dass man selbstständig atmen kann oder vielleicht sogar ohne Tracheostoma und ohne einen Intensivpflegedienst leben kann. Das ist manchmal möglich. Wir haben es in einigen Fällen bereits umsetzen können.
Ist das nicht ein finanzieller Verlust für Sie, wenn Sie Patienten entwöhnen?
Ja, natürlich. Aber solche Schwankungen rechne ich ein. Und eine Entwöhnung ist für uns mehr als positiv. Deswegen werden wir von den Krankenhäusern oft vermittelt.
Sie haben Nachfrage genug?
So ist es.
Der Großteil Ihres Personals arbeitet bereits seit Jahren bei Ihnen, teils mehr als ein Jahrzehnt. Was vermuten Sie, ist der Grund dafür?
In einem Wort: Vertrauen.
Was sind die größten Herausforderungen für Sie und Ihre Mitarbeiter?
Uns selbst und unseren Patienten gerecht zu werden in der Versorgung.
Was ist Ihnen besonders wichtig im Umgang mit Ihren Patienten und den Angehörigen?
Ein respektvolles Vertrauensverhältnis.
Das Interview führte der freie Journalist Bernd Schüßler mit Frau Jutta Janicki im Januar 2023. Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde nicht immer die weibliche bzw. männliche Form ergänzt.